Der letzte Tag
Heute ist der letzte volle Tag in Krögis. Es sind schon ein paar Schüler abgereist. Es findet kein Unterricht mehr statt und auch kein Worship ( Gottesdienst ). Leider habe ich die letzten Gottesdienste verschlafen, erst seit gestern wacht Lasse rechtzeitig auf, aber genau seit gestern gibt es keinen Gottesdienst mehr. =(. Es wird fleissig geputzt und aufgeräumt.Gestern hat das Dorf ihre Kirche für die Schule zur Verfügung gestellt. Allen Schülern wurden die Füsse gewaschen, sie haben ein Sück Brot und Saft ( statt Wein ) bekommen und wurden mit Öl "gesalbt". Das hat Jesus mit seinen Jüngern gemacht bevor er gekreuzigt wurde.Leider war Lasse zu laut, deshalb bin ich mit ihm zurück in die Schule gegangen und habe die Zeremonie verpasst. Ich dachte, ich nutzte die Zeit ( in der die Schule leer ist ), um ganz entspannt zu duschen. Als ich und Lasse in der Dusche waren, hat er sich an irgendetwas verletzt. Er blutete sooo stark...das war Wahnsinn. Er hatte an zwei Fingern jeweils einen kleinen Schnitt und es wollte nicht aufhören, zu bluten. Es schien ihm nicht sonderlich weh zu tun, aber er ließ sich ungern festhalten. So verbrauchte ich eine halbe Packung an Pflastern und unglaublich viel Klopapier bis mir schliesslich eine Polin ( Anastasia ) Verbandszeug brachte, so dass ich seine komplette Hand einwickeln konnte. Danach war alles voller Blut, meine Klamotten, seine Klamotten, die Handtücher, der Boden. Das war krass. Aber die ganze Zeit hindurch ( obwohl ich mir zeitweise nicht mehr zu helfen wusste ), blieb ich ruhig. Wahrscheinlich auch,weil Lasse anscheinend keine starken Schmerzen hatte. Das war also nichts mit dem entspannten Waschen nach drei Tagen ohne Dusche. Ich war froh, dass Anastasia auftauchte, denn ich war durch nicht ausreichendes Bekleidet-sein in der Dusche gefangen...
Heute gibt es noch ein Abschlußfest im Hof, das auch für die Dorfbewohner offen steht.
Ich freu mich einerseits aufs Weiterfahren, andererseits muß ich erstmal wieder reinkommen in das Reisen ohne festen Ort ( mit Dusche, Klo und Kochmöglichkeit ). Jetzt habe ich ja bald einen ganzen Monat hier verbracht. Ich wollte auf dem Weg nach Heidelberg einen Zwischenstop in Würzburg einlegen. Leider sind die Bekannten dort nicht da, deshalb bin ich mir noch nicht sicher, welche Route ich nehmen werde, um nach HD zu kommen. Die letzten Wochen habe ich immer die Autobahn benutzt, um mein Ziel zu erreichen, aber jetzt stehe ich ja nicht mehr unter Zeitdruck. Aber so langsam wie am Anfang meiner Reise will ich auch nicht mehr reisen, denn bis Ende September möchte ich wieder auf Föhr sein ( wenn nicht was dazwischen kommt, was mich wieder veranlasst, umzuplanen ). Ich freu mich schon tierisch auf Föhr, aber auch darüber, dass ich jetzt doch noch weiter Richtung Süden fahre, um Freunde und Familie auch dort noch zu besuchen.
Mittlerweile haben sich noch mehr Kontakt auf und um Föhr aufgetan, die mir Hoffnung schenken, dass ich meinen Glauben auf Föhr nicht vernachlässigen werde. Ja, es sieht alles danach aus, als käme ich wieder zurück. Es ist eine bekannte Geschichte:"der Sohn, der auszog, um etwas zu suchen, was er dann zu Hause wiedergefunden hat". Wenn ich wieder auf Föhr wohne, werde ich aber nicht davon ausgehen, dass ich dort für immer bleibe. Ich werde weiterhin alle Sinne wach halten, um zu sehen, hören und zu fühlen, was Gott für mich vorgesehen hat. Eigentlich wie immer, nur mit einer größeren Sicherheit gegenüber der Unsicherheit. Mit einer Art Frieden, den ich mit meinem untriebigem (?) Gemüht geschlossen habe...indem ich mich als Gottes Schöpfung betrachte, fällt es mir leichter mit mir selber umzugehen, mich so zu akzeptieren wie ich bin - eben wie Gott mich erschaffen hat- und das gute ist, ich muß mich nicht selber scheiße finden, sondern ich kann mich bei Gott beschweren, wenn ich mal wieder unzufrieden mit mir bin. Einen Tag gab es da schon, an dem ich wieder soooo wütend und gereitzt war, dass ich mich selber am liebsten an die Wand klatschen wollte. Ich habe gebetet und Gott gefragt, was das soll, wieso muß ich mich so fühlen? Es war doch gerade alles gut! Ich hab ihn gebeten, mit zu helfen und gleichzeitig hab ich mich beschwert darüber, dass ich mich so schlecht fühle, obwohl ich doch jetzt an ihn glaube und so viel dafür tue, um das zu beweisen! Und zack, passierten 3 Dinge an dem Tag, die meine Laune komplett ins positive verwandelten. Mann kann sagen, das war Zufall, aber ich sage, das war Gott. Und dafür bin ich ihm sehr dankbar, ich fühl mich gut und nicht allein. Es sind eigentlich nur Kleinigkeiten, und Sachen, die mir bestimmt auch schon vorher passiert sind, aber indem ich Gott vorher darum gebeten habe und die Bitte erfüllt wurde, fühlt sich das Ergebnis um so schöner an. Es war eben nicht nur ein Zufall, etwas das wahllos immer wieder oder eben auch nie wieder passieren könnte, sondern es ist beeinflussbar. So fühlt es sich an und das erlebe ich hier und höre ich von den anderen. Der Glaube kann Leben verändern und ich bin ganz gespannt wie es in meinem Leben weiter geht. Momentan bin ich schon voller Freude über die Veränderung, dass ich nicht mehr so tief in die negativen Gefühle rutsche, mich selbst leichter nehmen kann. Und noch etwas, finde ich super. Meine Familie. Ich muß nicht mehr nach einem Weg suchen, mich von ihnen zu trennen. Durch den Glauben finde ich einen Weg zu ihnen. Und ich merke wieder wie wichtig mir meine Familie ist. Ihre Anerkennung, ihre Zuwendung. Der Glaube verleiht mir einen reiferen Umgang mit den Problemen, die eine Familie so mitsichbringt. Ich emfpinde eine Art emotionaler Unabhängikeit, die mich gleichzeitig emotional näher bringt ( kapiesche?! ). Denn mit Gott und den vielen Christen bin ich nicht allein und sehne mich nicht mehr auf kindliche Weise nach meiner Familie. Ich fühle Liebe, Frieden, Friedlichkeit, Freude, die natürlich für meine Familie besonders groß ist. Der Glaube hilft mir die aufgebaute innere Distanz durch vergangene Verletzungen zu verringern. Das ist jetzt glaube ich echt kompleziert ausgedrückt, aber ich hoffe verständlich. Und! es ist ein Prozess, ich befinde mich noch am Anfang, aber ich erkenne das Ziel. Noch was tolles am Glauben, egal was auf Erden passiert, am Ende kommt die Ewigkeit( und das ist erst der Anfang ) und die relativiert alles Leid, was hier auf Erden durchlebt wird.
Sodele, genug der "Glaubensgeschichten". Ich freu mich tierisch auf nen ausgiebigen weltlichen Spaziergang am Strand und eine ordentliche Kaffee-und-Kuchen-Schlacht im Anschluß, die frische Föhrer Luft und das im Zusammensein mit einer Freundin =D. Ausserdem kann ichs kaum erwarten, dass Lasse seinen Cousin und seine Cousine wiedertrifft.
Bis bald
Gott segne euch ( im Ernst jetzt =) )
Hanna